Kunst im Kirchenraum

Die aus dem beginnenden 17. Jahrhundert stammenden Ausstattungsstücke sind kunsthistorisch betrachtet Beispiele des Übergangsstiles zwischen Renaissance und Barock, des Manierismus, der sich oft durch grotesk verformte Gestaltungsdetails auszeichnet.

 

TAUFE

Noch der Renaissance zuzuordnen ist der aus Elmkalkstein gefertigte Taufstein. Dieses älteste Ausstattungsstück der Klosterkirche hat die Form einer tiefen Schale und ist großflächig mit verschieden gestaltetem Rankenwerk verziert. Er steht auf einem sechsseitigen Fuß, der auf der Ostseite die Initialen A. I. L. des Stifters Abt Johannes Lorber und die Jahreszahl 1562 trägt.

Umgeben ist das Taufbecken von einem 1620 aus Eichen­ und Lindenholz gefertigten sechsseitigen Gitter. Der dreistöckige, reich verzierte Baldachin aus demselben Jahr greift die Form des sechsseitigen Sockels der Taufe auf. Seine beiden unteren Ebenen sind von Säulen umstellt, vor denen unten Apostel sitzen und oben Engel stehen. Die Darstellung der Taufe Christi durch Johannes den Täufer auf der unteren Ebene nimmt unmittelbar Bezug zum Taufgeschehen darunter. Auf der mittleren Ebene steht Gottvater im Zentrum. Er hält in der linken Hand die Weltkugel, während er die rechte Hand zum Segen erhoben hat. Gekrönt ist der Baldachin von einer weiblichen Figur mit Kelch und Hostie – einer Allegorie des Glaubens.

Taufbecken und Gitter aus Lindenholz
Taufstein

Taufstein

Taufstein Detail

Taufstein Detail

Mittleres Segment des Baldachin

Baldachin über der Taufe

Kanzel mit Szenen aus dem alten Testament

DIE KANZEL

Ein Beispiel nachreformatorischer Kirchenkunst ist auch die von Zacharias König gestaltete Kanzel aus dem Jahr 1622. Szenen aus dem Alten und Neuen Testament zieren die Brüstung des Aufganges und des Kanzelkorbes. Halb- und vollplastische Figuren in Verbindung mit den als Flachreliefs gearbeiteten Landschaftsdarstellungen vermitteln Raumtiefe.

Weitere auf vorgekragten Sockeln stehende Figuren schließen die Reliefs als seitliche Begrenzung ein. Ein großer Teil der freistehenden Figuren – wie auch jene des Baldachins über dem Taufbecken – sind von Wilhelm Sagebiel um 1900 geschaffene Nachbildungen der während der vorangegangenen Jahrhunderte verloren gegangenen Originale.

Der Kanzelkorb, an dem eine Inschrift Abt Heinrich Schele als Stifter nennt, wird von Termen unterfangen. Sie stehen in Verlängerung der die Bildszenen des Kanzelkorbes trennenden Pilaster und sind in besonderer Weise manieristisch verformt: Figürliche menschliche Oberkörper, die sich nach unten über Fruchtgehänge zu anorganischen Bändern verjüngen und in Voluten enden.

Die Kanzel ruht auf einer Skulptur des Mose mit den Gesetzestafeln in der rechten Hand. Diese stellt den Gegenpol zur Skulptur des auferstandenen Christus auf dem achtseitigen Schalldeckel dar. Dort – umgeben von erschreckt erwachenden Soldaten, sich über Tod und Teufel erhebend – wird der triumphierende Christus mit der Siegesfahne von apokalyptischen Engeln mit Posaunen gefeiert.

Gesicht des Moses am Fuß der Kanzel

Kanzelfuss

Details des Kanzelkorbes

Kanzelkorb

Details des Schalldeckels

Schalldeckel

ORGEL

Die Orgel – gebaut von dem Orgelbauer Alfred Führer aus Wilhelmshaven – wurde 1979 zwischen den Arkaden an der Nordseite des Mittelschiffes eingefügt. Ihr äußeres Erscheinungsbild lehnt sich an eine größere, im 19. Jahrhundert zerstörte „Schwalbennestorgel“ von Heinrich Compenius dem Älteren aus dem Jahr 1619 an. Von dieser Vorgängerorgel erhalten gebliebene Tafelbilder sowie zwei Pfeifenregister wurden für die neue Orgel wiederverwendet.

Die Orgel in der Nordseite des Mittelschiffes

Hochaltar

Der barocke Hochaltar im Hohen Chor ist eine Stiftung aus dem Jahr 1735. Als biblische Szenen sind das Heilige Abendmahl im unteren und der gekreuzigte Christus im oberen Feld dargestellt. Während das Abendmahl als Flachrelief gearbeitet ist, umstehen Maria und Johannes als halbplastische Darstellungen die vollplastische Figur des Gekreuzigten. Der Altar wurde von dem Tischler Heinrich Siebenhaar und dem Bildhauer Matthäus Heinrich Vetten aus Braunschweig gefertigt. Zerstörungen und Verfall machten im Jahr 1975 eine umfassende Rekonstruktion erforderlich. Dabei wurde auch ein 1943 durch eine nicht explodierende Brandbombe verloren gegangener Arm des Evangelisten Markus rekonstruiert.

Hochaltar

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