Zufriedenheit durch Frieden

„Wie haben Sie das gemacht, so alt zu werden?“ Der Reporter einer Zeitung fragt den ältesten Mann der Welt und gratuliert ihm zum 111. Geburtstag. John war ehrlich und antwortete: „Entweder lebt man lange oder man lebt kurz, man kann nicht viel dazu tun. Ich bin halt zufrieden.“ Der alte Mann gibt keine Tipps, wie wir sie uns gewünscht oder vielleicht erwartet hätten. Wenig Süßes, kaum Alkohol und viel Sport, sind so die Klassiker, die der Volksmund als Weisheit vermittelt. Sicher nicht mit unrecht, doch eine Garantie zum Altwerden sind diese auch nicht.

Ich finde, der alte Mann hat in seiner Antwort doch eine Weisheit vermittelt, die ich schon oft gehört habe. „Ich bin halt zu-frieden“, sagte er. Für mich ist dies der Schlüsselsatz, den ich auch meinen Brautpaaren, Tauffamilien und Menschen, die Seelsorge bei mir suchen, vermitteln möchte. Dieser Satz sagt weit mehr als: „Begnüge dich mit dem, was du vorfindest“. Er sagt: „Suche den Frieden und lebe den Frieden.“ Der Frieden ist in dieser Welt ständig bedroht. Vor allem das Streben nach Dominanz und Kontrolle spaltet zwischenmenschliche Beziehungen. Das erleben wir leider tagtäglich.

Jesus hat seine Jünger zu den Menschen gesendet, um Frieden zu bringen, lesen wir im Matthäusevangelium Kapitel 10. „Euer Friede wird auf sie kommen“, sagt Jesus bei ihrer Entsendung. Aber Jesus weiß auch, dass seine Jünger auf Menschen treffen werden, die diesem gleichberechtigten Frieden nicht entsprechen und die Freiheit der Menschen weiter einschränken werden. Mit diesen Menschen geht Jesus in dieser Perikope hart ins Gericht. Aber seine Jünger schützt er, indem er sie zum nächsten Ort sendet und verheißt: Euren Frieden werdet ihr nicht verlieren.

Der 111-jährige Mann lebt nun in einem Pflegeheim in England. Noch weitestgehend selbstständig. Er hat nicht mehr die Freiheit, weiterzuziehen, wenn Menschen ihm seine Zufriedenheit gefährden. Doch auch ihm wird gelten, wie den Jüngern Jesu und uns allen, die wir den Frieden als höchstes Gut des Lebens ansehen, seinen Frieden wird er nicht verlieren müssen.

Vielleicht liegt der Schlüssel für ein erfülltes Leben wirklich in der Zu-Frieden-heit. Was meinen Sie? Was erfüllt Sie in Ihrem Leben? Materielle Werte sind es sicher nicht. Streben wir bedacht nach dem, was unser Leben wirklich wertvoll macht? Ich lade Sie zu einem Dialog darüber ein. Schreiben Sie zu dieser Andacht einen Kommentar, den auch andere lesen und kommentieren können. Suchen wir gemeinsam den Frieden unter uns und in dieser Welt, damit wir an Orten leben, in denen Frieden vorherrscht.

Herzlichst, Ihr Klosterkirchenpfarrer Ulf Weber

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